Das Tierheim

Damien kam langsam näher und hockte sich neben den Hund, der seiner Meinung nach ein Schäferhundmischling sein konnte. Das Hinterbein des Hundes war eine einzige nach verwesendem Fleisch stinkende offene Wunde, in der hunderte von Maden ihn bei lebendigem Leib auffraßen. 

Er musste etwas, irgendetwas tun.

Damien hob den alten Strassenköter vorsichtig auf, dieser jammerte vor Schmerz, aber anstatt ihn zu beißen, leckte er ihm die Hände. Langsam und vorsichtig, Schritt für Schritt trug Damien den zum Skelett abgemagerten Hund zu seinem Motorscooter.

Was nun? Was konnte er tun?

Augenblicklich hörte er das entfernte Gebell der Hundemeute. ‚Wenn jemand helfen konnte, dann die Leute mit diesen Hunden‘, schoss es ihm durch das Gehirn. 

Da er keinen anderen Rat wusste legte er den Hund behutsam auf den Fussraum des Scooters, wendete das Motorrad und fuhr im Schritttempo dem Gebell und Geheul der Hunde entgegen, bis er vor einem großen rotgestrichenen Zauntor stand, welches er öffnete und über eine Wiese fuhr neben der ein paar Hunde träge im Schatten von Mangobäumen schliefen, keine Notiz von ihm nehmend. 

Er parkte das Motorrad vor einem weiteren Tor. Sein Blick fiel auf ein Schild: „Auroville Integrated Animal Care Centre – IACC“. Erleichtert atmete er aus und wusste dass es hier jemand geben musste, der dem schwer verletzten Hund, den er in seinen Armen trug, helfen konnte. 

Er betrat eine Art Vorhof und erblickte auf der linken Seite ein kleines Häuschen zu einem einfachen Operationssaal eingerichtet, zu seiner Rechten bellten aufgeregt einige Hunde, die in sieben Gehegen untergebracht waren. Alles wirkte sehr sauber und gepflegt. 

Damien rief: „Ist irgendjemand hier? Hallo!“

Dutzende Hunde antworteten mit lautem Bellen und Jaulen und stürmten zur Eingangstür, viele schwanzwedelnd, andere mit vor Angst aufgestellten Rückenhaaren, ein paar Welpen sprangen aufgeregt voller Freude an der Eingangstür auf und ab. 

Plötzlich stand ein grimmig dreinblickender Tamile vor ihm: „Was willst du?“, schleuderte er ihm direkt ins Gesicht.

Damien versuchte zu erklären, dass der Hund, den er vor vor ihn hinhielt, dringend tierärztliche Hilfe benötigte.

„Warte hier“, war die kurze Antwort des Tamilen, der sich umdrehte und auf ein Gebäude mit einer vorgebauten Veranda zuging, auf der ein Dutzend oder mehr Hunde genüsslich im Schatten ruhten, und anfing mit einer Frau zu reden.

Ein paar Minuten später stand eine bildhübsche, robuste Holländerin vor ihm, die sich als Mareike vorstellte und ihm sofort eine jede Menge Fragen über die Herkunft des Hundes und seine Krankengeschichte stellte, während sie den Hund, der sich alles mit sich gefallen ließ, umgehend untersuchte.

„Bitte folge mir in die Klinik, wir müssen die Wunde, die sehr tief ist von Maden reinigen und verbinden.“, sagte Mareike, wartete keinen Moment lang auf eine Antwort, sondern drehte sich um und ging steten Schrittes, gefolgt von einem Dutzend glücklich hechelnder Hunde, voran. Damien folgte ihr einfach und trug den Hund in die kleine, einfach eingerichtete Klinik, wo er ihn vorsichtig auf einen Metalltisch legte. 

Mareike fackelte nicht lange und befahl Damien zu helfen den Hund auf die Seite zu drehen und festzuhalten, während sie anfangen würde die Maden auf seinem Bein zu entfernen. Mit einem Male fühlte sich Damien speiübel, niemals zuvor hatte er etwas derartig furchtbares wie ein von Maden zerfressenes Bein gesehen, und nun sollte er auch noch mithelfen den Hund festzuhalten und ihn zu beruhigen? 

Er tat es einfach, mit welcher letzter Kraft, konnte er nicht sagen, doch stand er während der nächsten Stunde Seite an Seite mit Mareike, seinen Blick auf die Augen des Hundes gerichtet, um nicht die blutige Behandlung sehen zu müssen. Der Hund ließ alles über sich ergehen, manchmal zuckte sein Körper vor Schmerz zusammen, er wimmerte und winselte, aber schien verstanden zu haben, dass ihm hier geholfen wird. Mareike verband die gereinigte Wunde professionell und fragte Damien ob er den Hund zu Hause betreuen konnte.

Da Damien gerade einmal in einem Gästehaus in Pondicherry wohnte, verneinte er und sie meinte, dass in diesem Fall der Hund, bis er wieder genesen sei und zurück auf die Strasse gebracht werden konnte, hier im Shelter verbleiben würde. Sie bat Damien ihr zu helfen und sie legten den Hund auf eine alte Decke in einem Zwinger und versorgten ihn mit Wasser und Essen. Dann frage sie Damien nach seiner Telefonnummer.

„Sobald wir sehen, dass es dem Hund besser gehe, melden wir uns bei dir“, sagte sie ihm zum Abschied. 

Author: freakingcat
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