Der sterbende Hund

Etwas außerhalb des winzigen Dorfes Edayinchavadi befindet sich der alte Kutty Andavar Tempel, der von den Dorfbewohnern lange vergessen und im Laufe der Zeit von dornigen Mullu-Pflanzen überwuchert wurde, die seine einst bunt bemalten Wände bedecken, von denen der Regen längst schon die Farben weggespült hatte.

Viele Generationen lang brachten die Dorfbewohner ihre Toten vor den schrecklich furchterregenden Gott Kala Bhairava, Schöpfer und Zerstörer des Lebens, der in einer Hand einen geschärften Stab hält, um Sünder für ihre Missetaten zu bestrafen, und dessen Fuß auf einem enthaupteten Schädel ruht. Neben ihm liegt die treue Sarama, Hündin der Götter und Mutter aller Hunde und Raubtiere.

Jetzt ist der Begräbnisort an Wochentagen verlassen, nur samstags wird er von kleinen Gruppen von Männern besucht, die unter dem einst mächtigen Banyan-Baum, dessen herabhängende Wurzeln als Brennholz abgehackt wurden, selbstgebrauten, giftigen Sarayan-Schnaps trinken. Wenn die Sonne untergeht, gehen auch sie und junge Teenager-Pärchen, die sich hinter dem alten Tempel verstecken, tauschen noch schnell schüchtern ihren letzten Kuss aus, bevor auch sie zurück ins Dorf eilen, während die Nacht über den Friedhof hereinbricht.

Der ferne schwarze Himmel, erleuchtet vom wütenden Blitzschlag eines schweren Monsun-Gewitters, dessen pechschwarze Wolkenmassen sich wütend grollend über dem Firmament auftürmen, kündigt das Nahen einer schweren Regenflut an. Als die ersten großen Tropfen in die Dunkelheit dieser schrecklichen Nacht zu fallen begannen, schleppte sich ein alter, bis auf die Knochen abgemagerter Hund schwerhinkend über den Friedhof in Richtung des großen Banyan.

Riesige Schlangen, mit Mündern aus schwarzem Gift, krochen aus ihren Erdlöchern und türmten sich laut zischend vor ihm auf, doch der alte Hund schenkte ihnen keine Beachtung als er sich erschöpft und kraftlos im verschlungenen Gewölbe des hohlen Banyan Baumes zusammenrollte und anfing behutsam eine von Maden zersetzte Fleischwunde, die sein rechtes Hinterbein zerschnitt, zu lecken.

Author: freakingcat
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