Der Weise von Annamalai

Jedes Jahr zu Vollmond im Monat Kārttikai, wenn die Sonne in das Zeichen des Skorpions eintritt, wird auf den Gipfel des heiligen Berges Arunachala, der Wohnstätte von Lord Shiva, ein gewaltiger Kessel randvoll gefüllt mit Ghee und Kampfer getragen und das heilige Maha Deepam Feuer entzündet, jenem göttlichen Ort an dem alle Bäume wunscherfüllende Bäume sind und sein plätscherndes Wasser der Ganges, wo alle gesprochenen Worte zu heiligen Schriften werden und der einzige Platz auf Erden, wo man, wenn man einschläft, sofort in tiefes Samadhi versinkt. Vom Ramanasramam, dem Ashram Ramana Maharshi’s des „Großen Weisen von Annamalai“, einem erleuchteten indischen Guru, der bekannt war für seine Güte und Liebe zu allen Tieren, beobachtete der Hund in dieser besonderen Nacht die Girivalam Prozession zigtausender Pilger, die den Heiligen Berg barfüssig und in innerer Stille vertieft umrundeten.

Viele Wochen lang verblieb er an diesem Ort in Thiruvannamalai, wo er im Tempel von Anhängern des großen Meisters mit übergebliebenem Prasad, geheiligten Opferspeisen, gefüttert wurde und abends ihren unzähligen Geschichten über den großen Bhagavan lauschte. Gerade in dem Moment als Ramana Maharshi im finalen Akt des mahāsamādhi seinen von Krebs zerfressenen Körper in vollem Bewusstsein verlassen wollte, flog einer der weißen Pfaue, die ein Geschenk eines Rajahs gewesen waren, flügelschlagend und unter lauten Gekreische auf das Dach über seinem Sterbebett, sodass der große Yogameister noch einmal seine Augen öffnete und mit seinem letzten Atemzug frug: „Hat schon jemand den Pfau gefüttert?“

#dielegendedesjimmyknopf

Author: freakingcat
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