Leider beschloss die Redaktion einen Satz zu zensurieren. Deshalb hier der Orginalentwurf.
Weihnachtskult im Rossmarkt 1
Als dem Christkind der Kragen platzte – ein kurzer Rückblick
Nachdem Anfang der 80er Jahre eine Handvoll jugendlicher Querdenker mitten im Zentrum einer von konservativem Einheitsdenken geprägten Bezirksstadt den „Kulturverein Rossmarkt 1“ gründete, entlud sich ihr Widerstand gegen die Monotonie des geisttötenden Grieskirchner Alltagslebens, in lauten sonntäglichen Jazz-Frühschoppen, Kabarett-Abenden, Lesungen, Ausstellungen und natürlich zahlreichen feuchtfröhlichen Feiern bis in den Morgen. Eine legendäre Party, die unter Grieskirchner Freigeistern schnell Kultstatus erreichte, war die jährliche Weihnachtsfeier im Kulturzentrum RM 1.
Der Zwangsbescherung des Christkinds entflohen, füllte sich die alte Gaststube mit jenen, die die Geistlosigkeit einer sinnentleerten, traditionell-familiären Inszenierung der Weihnachtspassion nicht länger ertragen konnten und sich in die Gemeinschaft Andersdenkender flüchteten. Unerwünschte Geschenke wurden gegen Fassbier, Schnaps oder einen Doppler Rotwein eingetauscht. Eng umschlungen, geeint in feierlichem Angedenken dieses besonderen Festtages, grölte man und frau lauthals und mit vereinter Stimme zu Ambros’ „Heit drah i mi ham“ und „Mir geht es wie dem Jesus“. Fröhlicher Widerstand gegen die städtische Diktatur einer Normwelt in der kultige Weihnachtspartys oder „saugeile Osterfeste“ einfach nicht vorkommen durften.
Als man das älteste Gebäude der Stadt renovierte, wurde der unbezähmbare Kulturverein nach 25 Jahren heimatlos. Einer der neuen Besitzer, Dr. Georg Spiegelfeld, meinte damals zwar, dass „er fest davon überzeugt ist, dass auch in Zukunft der Rossmarkt 1 wieder dort sein Büro aufschlagen und wirken wird“, doch leider verwehrte das Christkind den Kulturschaffenden Einlass bei ihrer Herbergssuche. Alsdann, ein frohes Fest!